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Wahlen in Thailand: Die Jugend kämpft um ihre Zukunft

15. Mai 2023
Thema:Wahl
Von:JITSIREE THONGNOI
Am 14. Mai finden in Thailand Parlamentswahlen statt, und junge Wähler:innen wollen sich erneut gegen die strenge Herrschaft der vom Militär gestützten Regierung von Prayuth Chan-ocha wenden, die nach dem Putsch von 2014 gebildet wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass junge Thailänder:innen ihre Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck bringen. Bei den thailändischen Parlamentswahlen 2019 haben über 7,3 Millionen Erstwähler:innen mit überwältigender Mehrheit die fortschrittliche Future Forward Party unterstützt, die Forderungen nach Reformen stellte und der Regierung Chan-ocha kritisch gegenüberstand. Die Partei wurde anschließend aufgelöst, was weitgehend als politisch motiviert angesehen wurde.

Später im Jahr 2020 führten thailändische Student:innen Proteste durch, bei denen sie Reformen der Monarchie, des Militärs und des Bildungswesens forderten. Ihr härtester Kampf ist vielleicht die Forderung nach Abschaffung der obligatorischen Studierendenuniformen und Frisuren. Die thailändische Jugend, die sich selbst sarkastisch als „schlechte Schüler“ bezeichnet, kämpft für die volle Autonomie über ihren Körper und ihr Aussehen und argumentiert, dass keine Lehrer:innen ihre Rechte verletzen dürfen.

Bei den diesjährigen Wahlen tritt eine neue Generation prodemokratischer Führer wie Pita Limjaroenrat, Vorsitzende der Move Forward Party, und Paetongtarn Shinawatra, die Tochter des im Exil lebenden ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, gegen mehrere Generäle an, darunter Premierminister Chan-ocha, an. Mehr als 52 Millionen Thais sind wahlberechtigt, und vier Millionen von ihnen im Alter von 18 bis 22 Jahren werden zum ersten Mal an der Wahl teilnehmen.

Umfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen Limjaroenrat und Shinawatra hin, die in der Bevölkerung mehr Unterstützung erhalten als die Generäle des Militärs. Dies zeigt die Wichtigkeit demokratischer Werte für das thailändische Volk, das eine Regierung fordert, die sich mit den modernen Problemen des Landes befasst.

Im Jahr 2019 wies Thailand die höchste Einkommensungleichheit in der Region Ostasien und Pazifik auf; im Bildungsbereich haben Kinder aus armen Verhältnissen niedrigere Abschlussquoten, wenn sie das Bildungssystem durchlaufen. Das Land ist logistisch an einem der wichtigsten Knotenpunkte der weltweiten Lieferkette positioniert, aber ein veraltetes Bildungssystem wird den arbeitenden Menschen im Land nicht helfen, sich in den nächsten Jahrzehnten auf dem sich verändernden geopolitischen Terrain zurechtzufinden.

Während die politischen Parteien nun eine Reihe bildungspolitischer Maßnahmen vorschlagen, wie z. B. einen fairen Zugang zu qualitativ hochwertigem, mehrsprachigem Unterricht, eine bessere Versorgung der Lehrer:innen, höhere Budgets für das Schulessen und mehr Programmierkurse, wird am 14. Mai auch die Sehnsucht nach einer völlig neuen Denkweise spürbar sein. Nach fast einem Jahrzehnt der Chan-ocha-Herrschaft werden laut Umfragen und Kritikern Parteien mit progressiver Politik nun auch von anderen Wählerschichten unterstützt, nicht nur von der Jugend.

So oder so: Thailand ist es seiner Jugend schuldig, ihr ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich entfalten kann. Die Wahlen in dieser Woche werden zeigen, ob sie mit ihrem Kampf allein dastehen.

Artikel geschrieben von:
JITSIREE THONGNOI
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