03. März 2022 | |
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Thema: | Antisemitismus |
Von: | Katharina Höftmann Ciobotaru |
Mindestens fünf Menschen wurden bei den kürzlichen Angriffen getötet. Im Internet kursieren Videos, in denen ältere Holocaust-Überlebende in einem Luftschutzkeller um Frieden bitten, neben ihnen die ukrainische und israelische Fahne. Der Angriff von Babyn Jar macht die jüdische Geschichte der Ukraine einmal mehr deutlich: Nicht nur, dass das Land von einem jüdischen Präsidenten geführt wird, in der Ukraine lebt bis heute einer der größten jüdischen Gemeinschaften Europas. Eine demografische Erhebung von 2020 schätzt, dass insgesamt fast 250.000 Ukrainer:innen theoretisch für eine Einwanderung nach Israel in Frage kommen, weil sie über jüdische Wurzeln verfügen (für die Einwanderung reicht es, einen jüdischen Großvater oder Großmutter zu haben). Der Europäische Jüdische Kongress gibt an, die Zahl könnte sogar deutlich höher, bei etwa 400.000 Menschen liegen. Israel bemüht sich aktuell, so viele jüdische Ukrainer ins Land zu holen wie möglich.
Viele ukrainische Städten wie Kiew, Dnipro, Charkiw und Odessa verfügen nicht nur über jahrhundertelange jüdische Geschichte, sondern sind bis heute das Zuhause für größere jüdische Gemeinden. Das ukrainische Uman ist seit jeher Pilgerstätte für Juden aus aller Welt. Umso absurder scheint es in Anbetracht dessen, wenn Putin bei seiner Rechtfertigung für den Angriff auf einen souveränen Staat von einer „Entnazifizierung“ spricht. Der Angriff auf Babyn Jar zeigt nicht nur, dass das russische Staatsoberhaupt vor nichts zurückschreckt, sondern auch, dass Putins Angriff von Geschichtsverdrehungen begleitet wird.