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Brunnen der Hoffnung - eine Erfolgsgeschichte in Kenia

12. September 2023
Thema:Menschenrechte
located:Kenia
Hinter Kenias malerischer Kulisse, verbirgt sich eine stille Krise, die Millionen von Menschen betrifft: der eklatante Mangel an sauberem Trinkwasser. Doch wo viele resignieren, gräbt eine NGO tiefer und schöpft Hoffnung.

Der anhaltende Mangel an Zugang zu sauberem Trinkwasser hat weitreichende Auswirkungen auf den Bildungssektor Kenias. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass viele Schüler:innen, die gezwungen sind, sich um die Wassersuche für ihre Familien zu sorgen, die Schule abbrechen oder einen Leistungsrückgang in der Schule verzeichnen. Zudem wurde ein Anstieg von wasserbedingten Krankheiten und ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die Kinder, die die Schule besuchen, festgestellt. Der aktuelle Nationale Strategieplan für den kenianischen Bildungssektor unterstreicht das und stellt fest, dass „die Verfügbarkeit von sauberem Wasser, die Förderung des Händewaschens und eine ordnungsgemäße Sanitärversorgung in Vorschulen sich positiv auf die Gesundheit eines Kindes auswirken, wodurch wasserbedingte Krankheiten und Infektionen verhindert werden.“

Jeder Tropfen zählt

Das, was im Globalen Norden wie eine Selbstverständlichkeit klingt, gehört in Kenia für viele Menschen zu ihren täglichen Herausforderungen. Große Flächen des Landes sind trocken und heiß und durch den Klimawandel verkürzen sich zudem die Regenperioden. In einigen Gegenden regnet es nur zweimal im Jahr. Und so rasch, wie der Regen einsetzt, verschwindet er auch wieder. Viele Flüsse versiegen. Vor allem in den ländlichen Gebieten versuchen die Bewohner dann, Vertiefungen in den Flussboden zu schaufeln, um so wenigstens geringe Mengen an Wasser zu sammeln. Doch dieses Wasser ist schmutzig und bringt Krankheiten wie Amöbenruhr und Cholera. Noch schrecklicher jedoch ist für viele Kenianer:innen die Angst, überhaupt kein Wasser mehr zu finden und sich zu fragen, was dann mit ihren Kindern geschieht. Durch den Wassermangel leiden sie unter Dehydrierung, Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen. Doch selbst wenn Wasser verfügbar ist,  ist es oft weit entfernt. Mehr als dreißig Liter können Kinder und Frauen über diese langen Distanzen am Tag nicht tragen. Diese Menge muss für die Großfamilie dann einen ganzen Tag ausreichen – zum Trinken, Waschen und Spülen. 

Auch wenn Kenia in der Wasserversorgung in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erzielt hat, müssen laut aktuellen Statistiken etwa 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung immer noch unter solchen Bedingungen leben, weil sie bisher keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. 

Die britische NGO WellBoring hat sich einer Mammutaufgabe verschrieben: gegen diesen Wassermangel anzukämpfen. Mit beeindruckendem Erfolg. Seit 2015 haben sie 199 Brunnen in acht verschiedenen kenianischen Landkreisen gebohrt, wodurch zahlreiche Gemeinden und Schulen mit lebenswichtigen Wasser versorgt werden. Und das, ohne großen administrativen Überbau und unter Einbeziehung der Gemeinden. Fast jeder gespendete Euro, den die Organisation erhält, geht in den Brunnenbau vor Ort. Mehr noch, WellBoring baut nicht nur die Brunnen, die Organisation trainiert die angeschlossenen Gemeinden auch darin, wie sie Reparaturen ausführen und die Brunnen nachhaltig erhalten.

„Wasser ist nicht nur ein Grundrecht, sondern der Schlüssel zu einem besseren Leben“, betont Benjamin Koyoo, der passionierte Direktor von WellBoring. in Kenia „Unser Herzblut fließt dafür, dass jedes Kind in Kenia und ganz Afrika einen leichteren Zugang zu sauberem Wasser erhält.“

Der Erfolg gibt WellBoring recht. Jeden Monat erreichen die Organisation rund 35 Anfragen für neue Brunnenprojekte. Diese hohe Nachfrage zeigt die Dringlichkeit der Wasserknappheit, aber auch die unermüdliche Entschlossenheit dieser Organisation.

WellBorings Einfluss beschränkt sich nicht nur auf das Brunnenbohren. Schulen, die von ihrem Engagement profitieren, melden eine bemerkenswerte Steigerung der Schülerbindung um 80% und spürbare akademische Fortschritte. „Dank des Zugangs zu Wasser können die Schulen und umliegenden Gemeinden auch Gärten bewirtschaften, was sowohl die Ernährung verbessert als auch Einkommen für die Gemeinschaft schafft", so Benjamin Koyo.

Der Kampf gegen Kenias Wassermangel ist noch lange nicht gewonnen. In einer Zeit, in der globale Zusammenarbeit und Innovation mehr denn je benötigt werden, zeigt WellBoring einen Weg, wie die Herausforderungen des Klimawandels gemeinsam gelöst werden können. Nicht jeder kann losziehen und  einen Brunnen bohren. Aber jeder kann jene unterstützen, die es tun.

Kenia
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Der Kampf gegen Kenias Wassermangel ist noch lange nicht gewonnen.
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