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Israelis und Palästinenser gründen einzigartiges Zentrum für Umweltdiplomatie

02. November 2021
Thema:Klimawandel
Von:Katharina Höftmann Ciobotaru
„Es ist dringend notwendig, nationalen und regionalen politischen Entscheidungsträgern, Diplomaten, Führungspersönlichkeiten der Gemeinden, Sicherheitsexperten und Gesundheitsexperten die Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie den wachsenden Risiken des Klimawandels begegnen können“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der israelisch-palästinensischen Kooperation.

Das israelische „Arava Institute for Environmental Studies“ und die palästinensische Organisation „Damour for Community Development“ wollen gemeinsam ein Zentrum für angewandte Umweltdiplomatie aufbauen. Dieses soll in Zusammenarbeit mit dem „Martin School Program on Transnational Management of Natural Resources“ der Universität Oxford gegründet werden.

Die Schule hat in den letzten drei Jahren mit Wissenschaftlern aus Israel, Jordanien, dem Westjordanland und dem Gazastreifen an dem ersten Projekt dieser Art gearbeitet, um Modelle zur Prognose zu entwickeln, was mit den regionalen natürlichen Ressourcen geschehen wird, wenn der Klimawandel Einzug hält. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Energie und Wasser liegt.

„Es ist dringend notwendig, nationalen und regionalen politischen Entscheidungsträgern, Diplomaten, Führungspersönlichkeiten der Gemeinden, Sicherheitsexperten und Gesundheitsexperten die Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie den wachsenden Risiken des Klimawandels begegnen können“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Zu diesen Mitteln gehöre das Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und der politischen, wirtschaftlichen und strategischen Auswirkungen auf die Länder auf nationaler und regionaler Ebene, so die Institutionen. Das Zentrum - das erste seiner Art weltweit - wird seinen Sitz im Arava-Institut im südisraelischen Kibbutz Ketura haben und später Büros in Tel Aviv und Ramallah eröffnen.

Es wird die gemeinsame akademische Forschung von Israelis, Palästinensern und Jordaniern mit regionalen diplomatischen Aktivitäten und Vor-Ort-Projekten in Israel, Jordanien, dem Westjordanland und dem Gazastreifen verbinden.

In Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen wie der „Porter School for Environmental Studies“ an der Universität Tel Aviv und dem „Dead Sea and Arava Science Center“ wird die neue Einrichtung „einen sicheren Raum bieten, in dem Forscher, führende Persönlichkeiten aus den Gemeinden, Diplomaten, Unternehmer und Regierungsvertreter zusammenkommen können, um sich zu vernetzen und Projekte in den Bereichen Sicherheit, öffentliche Gesundheit und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu entwickeln“, heißt es in der Erklärung.

Das Arava-Institut, Damour und verschiedene regionale Partner arbeiten seit fünf Jahren im Rahmen des Track-II-Umweltforums zusammen, bisher sehr unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Dabei ging es bisher darum, Vertrauen zu lokalen Gemeinschaften und Gemeinden aufzubauen und bei grenzüberschreitenden Initiativen zu kooperieren. Dazu gehörten die Installation von Abwasseraufbereitungs- und Trinkwassersystemen im Gazastreifen, netzunabhängige erneuerbare Energien und nachhaltige Landwirtschaftsprojekte für netzferne Gemeinden im Gazastreifen, im Westjordanland und in Jordanien.

Clive Lipchin, der das Zentrum für grenzüberschreitendes Wassermanagement des Arava-Instituts leitet, hat beispielsweise eine solarbetriebene Abwasseraufbereitungsanlage entwickelt, die in einem Beduinendorf getestet wurde und nun in einer Gemeinde im nördlichen Westjordanland erweitert genutzt wird. Das aufbereitete Wasser wird für die Bewässerung von Olivenbäumen verwendet.

Im Jordantal arbeitet Lipchin an der Entsalzung, um palästinensischen Landwirten:innen zu helfen, hochwertige, schnell wachsende und schnell zu verkaufende Nutzpflanzen wie Tomaten, Gurken, Melonen und Paprika anzubauen. Da das dortige Grundwasser salzhaltig ist, sind die Landwirte auf den Anbau von Dattelpalmen angewiesen, diese verbrauchen jedoch viel Wasser und tragen erst nach fünf bis sieben Jahren Früchte; außerdem sind teure Lagereinrichtungen erforderlich, um die Qualität zwischen Ernte und Verkauf zu erhalten.

Das Arava-Institut steht auch in Verbindung mit einer anderen Initiative, der „Eastern Mediterranean and Middle East Climate Change Initiative (EMME-CCI)“, die 2019 von der zyprischen Regierung ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen dieses Projekts fand Anfang dieses Monats eine große internationale Konferenz statt. Dr. Tareq Abu Hamed, geschäftsführender Direktor des Arava-Instituts für Umweltstudien, sagte, dass das Thema Klimawandel in der Region nicht ignoriert werden kann: „Der Nahe Osten ist ein Hotspot in Sachen Klimawandel, und wir brauchen dringend Lösungen“, und fügt hinzu, „Trotz des Konflikts erkennen wir die Bedeutung des Dialogs an, insbesondere in zivilen Angelegenheiten. Wir hoffen und glauben, dass diese regionale Initiative eine breite internationale Unterstützung von Regierungsstellen, internationalen Organisationen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und dem Wirtschaftssektor erhalten wird. Sie wird zur Schaffung eines stabileren und widerstandsfähigeren Nahen Ostens beitragen, das Vertrauen in künftige politische Verhandlungen wiederherstellen und in Zukunft als Inspiration für andere Konfliktgebiete in der Welt dienen.“

Artikel geschrieben von:
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Katharina Höftmann Ciobotaru
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