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Rhein-Expedition: Wie steht es um Deutschlands längsten Fluß?

18. Juni 2023
Thema:Klimawandel
Von:Katharina Höftmann Ciobotaru
1.100 Kilometer lang soll die Expedition des Hamburger Medien- und Forschungsschiff ALDEBARAN werden. Am 8. Juni, dem Welttag der Meere, startete die Crew in Straßburg ihre einmonatige Reise entlang von 30 Stationen des Rheins, der Elbe und verschiedener Kanäle bis nach Lübeck. Dabei sollen über 100 Proben gesammelt werden, die Aufschluss über die Artenvielfalt, Schadstoffe und Klimagase in den Flüssen geben...

Viele deutsche Gewässer sind in einem besorgniserregenden Zustand, das zumindest glaubt die deutsche Meeresstiftung. Schuld daran seien die immer noch zulässigen Einleitungen aus der Industrie, die bei Niedrigwasserständen schnell zu Todeszonen für Fische und andere Lebewesen führen. Die Klimakrise wiederum begünstigt diese Niedrigwasserstände. Die Wasserqualität des längsten Flusses Deutschlands, dem Rhein, erreichte in den 70er Jahren ihren Tiefpunkt. Auf der Expeditionsfahrt des Forschungsschiffes ALDEBARAN soll nun untersucht werden, wie es aktuell um die Schadstofffracht und Biodiversität des Rheins bestellt ist und welchen Einfluss der Mensch darauf nimmt. 

Die Rhein Expedition startete am internationalen Tag der Meere vor dem Europa Parlament mit einem Forderungskatalog zahlreicher Zivilorganisationen, die sich für einen intensiveren Schutz der Binnengewässer und des Ozeans einsetzen. Auf seiner Flussreise will das Forschungsschiff ALDEBARAN, dass eigentlich überwiegend in den Küstengewässern der Nord- und Ostsee zu finden ist, nun den Zusammenhang zwischen Verschmutzung und biologischer Vielfalt untersuchen. Das passiert im Rahmen einer großen Pilot Studie in Zusammenarbeit mit dem Leibnitz Instituts für Biodiversitätsanalyse in Bonn. Gleichzeitig untersucht das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an Bord erstmalig stark wirkende Klimagase. Mit modernsten Sensoren wollen die Wissenschaftler:innen die Auswirkungen der Gewässer und ihrer Verunreinigungen auf unser Klima studieren.

Zusammen mit mehr als 20 Partnern werden in knapp 30 Häfen darüber hinaus wissenschaftliche und kulturelle Aktivitäten, Konzerte, Empfänge und Vorträge stattfinden, um mit Hilfe des Forschungsschiffes die Brücke zwischen den Häfen und dem Meer zu schlagen. Außerdem stellt die Deutsche Meeresstiftung das Environaut Projekt vor, mit dem künftig Umwelt Manager im Wassersport ausgebildet werden sollen. Begleitet wird die Expedition auch vom Orchester des Wandels, das in jeweils örtlicher Besetzung in zahlreichen Häfen, die angelaufen werden, Konzerte zu Wasserthemen spielt.

Die Rhein Expedition ist eine Initiative der Deutschen Meeresstiftung und wird von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert. Sie verfolgt unter anderem das Ziel, künftig für verbindliche Zuständigkeiten für die Verunreinigungen in Gewässern zu sorgen. Derzeit sind sehr viele zivilgesellschaftliche Organisationen damit beschäftigt, deutsche Gewässer sauber zu halten, weil der Staat diese Aufgabe kaum übernimmt. Zu den Verunreinigungen gehören nicht nur Müll, Plastik und sichtbare Gegenstände, sondern auch Verunreinigungen mit Chemikalien, insbesondere solche, die nur schwer abbaubar sind und teilweise eine hormonähnliche Wirkung entfalten.

Die einzelnen Stationen der Expedition sowie die jeweiligen Tagesprogramme werden regelmäßig im Presseplaner der Deutschen Meeresstiftung aktualisiert.

Das Wissenschaftsprogramm des Forschungsschiffs will u.a. folgende Fragen klären:

Wie viele Klimagase kommen aus Gewässern?

Die Arbeitsgruppe Terrestrische Bio-Geo Chemie des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung (IMK-IFU) in Garmisch-Partenkirchen untersucht auf der Fahrt der ALDEBARAN die Entstehung von Klimagasen (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) aus Gewässern. Dafür werden neben den Klimagasen selbst, auch deren Vorstufen wie Nitrat und Ammonium mit Hilfe von Sonden gemessen. Die Untersuchungen sind wichtig, um zu verstehen an welchen Stellen und unter welchen Bedingungen Klimagase aus dem Wasser in die Atmosphäre übertreten.

Wie steht es um die Biodiversität und den ökologischen Fußabdruck des Menschen in Gewässern?

Der ökologische Fußabdruck des Menschen in Gewässern lässt sich durch Versalzung, Medikamentenreste und Koffeinwerte beziffern. Parallel zu den Verunreinigungsdaten, die von einem anerkannten Fachlabor ausgewertet werden, wird in Kooperation mit dem Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels über eine genetische Untersuchung von etwa 100 Proben die biologische Vielfalt in allen Gewässerabschnitten intensiv untersucht und dokumentiert. 

Artikel geschrieben von:
ecco_katharina_hoeftmann
Katharina Höftmann Ciobotaru
Autor:in
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