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SCHMETTERLINGSZUCHT RETTET DIE WÄLDER KENIAS

02. Februar 2023
Thema:Klimawandel
Von:Bob Koigi
Die Abholzung der Wälder an der kenianischen Küste nimmt kontinuierlich zu, da das Holzfällen die Haupteinnahmequelle der umliegenden Gemeinden darstellt. Eine Organisation schafft nun finanzielle Anreiz und bietet den Holzfäller:innen an, auf Schmetterlingszucht umzusatteln und damit Beschützer:innen des Waldes zu werden.

Der Arabuko-Sokoke-Wald an der kenianischen Küste ist der größte tropische Wald, der in Ostafrika übrig geblieben ist, nachdem die anderen Küstenwälder durch den Menschen auf fragmentierte kleine Flecken reduziert wurden. Der Wald erstreckte sich einst von Südsomalia, Kenia und Tansania bis nach Mosambik. Dieser natürliche Lebensraum wird nach dem Kongo-Regenwald in Zentralafrika als zweitwichtigster Lebensraum für den Vogelschutz eingestuft.

Er ist bekannt für seine reiche biologische Vielfalt, denn er beherbergt über 600 Baumarten, 230 Säugetierarten, darunter gefährdete Arten wie die Afrikanische Goldkatze und die Buschschwanzmanguste, 250 Vogelarten, darunter seltene Arten wie den Pemba-Nektarvogel und den Clarke-Webervogel, und mehr als 230 Schmetterlingsarten.

Im Laufe der Jahre hat der 42 000 Hektar große Wald vor allem an den umliegenden Gemeinden gelitten, die ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch das Abholzen von Bäumen für den Verkauf und den Hausgebrauch bestritten haben.

ILLEGALE HOLZFÄLLER WERDEN ZU WALDSCHÜTZERN

Ein Gemeinschaftsprojekt, das 1993 ins Leben gerufen wurde, um den Wald vor mutwilliger Abholzung zu bewahren und den Einheimischen einen nachhaltigen Lebensunterhalt zu sichern, hat nun aus illegalen Holzfäller:innen Umweltschützer:innen gemacht, indem es ihnen eine alternative und sichere Einkommensquelle bietet.

Im Rahmen des Kipepeo-Projekts (Suaheli für Schmetterling) wurden die Gemeinden in die Kunst der Schmetterlingszucht eingeführt und gleichzeitig im Waldschutz geschult.

Die Maßnahme ist von entscheidender Bedeutung, findet sie doch in einer Zeit statt, in der Kenia daran arbeitet, die verheerenden Auswirkungen der Abholzung rückgängig zu machen, durch die zwischen 2001 und 2017 mehr als 9 Prozent des Waldbestandes im Land vernichtet wurden.

„Lange Zeit verdiente die indigene Gemeinschaft der Mijikenda, die den Wald von Arabuko Sokoke umgibt, ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft, dem Holzgeschäft und dem Handel mit Holzkohle“, erklärt Said Omar, ein Gemeindeleiter, der ursprünglich an dem Projekt beteiligt war. „Aber die mutwillige Zerstörung des Waldes schadete seiner reichen Artenvielfalt. Es mussten dringend alternative Einkommensquellen gefunden werden, die die Gemeinden von ihrer übermäßigen Abhängigkeit vom Wald erlösen.“

Das Projekt, das mit 150 Personen begann und anfangs mit Skepsis aufgenommen wurde, ist inzwischen auf mehr als 800 Mitglieder:innen angewachsen und wurde bereits in anderen bedrohten Wäldern Kenias und Tansanias kopiert.

EINE NACHHALTIGE SCHMETTERLINGSZUCHT

Gemeindemitglieder fangen im Rahmen des Projekts Schmetterlinge aus den Wäldern ein und setzen sie in schattige Netzkäfige, die mit Pflanzen bestückt sind, von denen sie sich ernähren. Nach ein paar Tagen legen die Schmetterlinge Eier, aus denen Raupen schlüpfen, die dann in so genannten „Kinderstationen“ untergebracht werden, wo sie sich von Pflanzen ernähren, bis sie sich zu Puppen entwickeln. Die zuvor gefangenen Schmetterlinge werden wieder in den Wald entlassen, um den Fortbestand der Population zu sichern.

Die Landwirte bringen die Puppen dann zum Kipepeo-Zentrum, wo sie nach Arten und Gesundheitszustand sortiert werden. Der Verdienst der Landwirte hängt von der Anzahl der gelieferten Puppen und der Art ab, wobei einige bis zu 2 Dollar pro Puppe erzielen. Die Puppen werden dann nach Europa und in die Vereinigten Staaten exportiert, wo sie zu Forschungszwecken verwendet, in Schmetterlingshäusern ausgestellt oder zu Dekorationszwecken verarbeitet werden.

Eston Ngala ist seit zehn Jahren Schmetterlingszüchter, nachdem er mit dem illegalen Holzfällen aufgehört hat. Er verdient durchschnittlich 400 Dollar im Monat und ist heute einer der eifrigsten Verfechter der Erhaltung des Waldes: „Ich war stark auf den Arabuko-Sokoke-Wald angewiesen, weil ich Holzkohle- und Holzhändler war. Wir fällten täglich Bäume, um die Marktnachfrage zu decken. Aber als die Regierung ein Verbot für die Abholzung des Waldes erließ, hatte ich Mühe, meine Familie zu versorgen“, erzählt er. „Als uns das Schmetterlingsprojekt vorgestellt wurde, hatte ich meine Zweifel, ob ich damit Geld verdienen könnte. Aber seit ich in die Schmetterlingszucht eingestiegen bin, konnte ich mein Einkommen verdoppeln und habe den Wert des Waldes für unseren Lebensunterhalt erkannt.“

Eston, wie auch die anderen Einheimischen, überwachen den Wald ständig und melden den Behörden alle verdächtigen Aktivitäten, wie z. B. Illegales Holzfällen. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu fördern, schulen die am Projekt beteiligten Wissenschaftler:innen die Einheimischen darin, wie sie die Schmetterlinge am besten fangen können, um ihre Population nicht zu beeinträchtigen.

Doch das Projekt hat auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Da der Schmetterlingsmarkt saisonabhängig ist, haben die Bauern mit verspäteten Zahlungen zu kämpfen. Eine Überproduktion von Puppen bedeutet, dass die Landwirte nicht für alles bezahlt werden können, was sie geliefert haben. Schmetterlinge sind darüber hinaus anfällig für Schädlinge, Krankheiten und Wetterereignisse. Während der COVID-19-Pandemie waren die Schmetterlingszentren auf dem Exportmarkt geschlossen, was dazu führte, dass einige Schmetterlingszüchter:innen wieder zum Holzfällen zurückkehren mussten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

SKALIERUNG DES MODELLS

Dennoch sagen die Forscher:innen, dass der Gesamterfolg des Projekts, das vom Amani-Schmetterlingsprojekt in Tansania übernommen wurde und den Bauern alternative und nachhaltige Einkommensquellen eröffnet und gleichzeitig gefährdete Wälder rettet, eine große Chance für eine Ausweitung bietet.

„Das Modell, bei dem die Gemeinden in der Umgebung der Wälder an diesen verdienen und sie gleichzeitig bewachen, trägt wesentlich zum Schutz von Flora und Fauna bei und hilft, den illegalen Holzeinschlag einzudämmen, mit dem selbst Regierungsbeamte manchmal nicht fertig werden. Das ist ein Projekt, das es wert ist, weltweit nachgeahmt zu werden“, erklärt Pius Mwale, ein an dem Projekt beteiligter Wissenschaftler.

Neben der Schaffung von Einkommen für die Einheimischen, fügt Pius Mwale hinzu, liegt der eigentliche Gewinn des Projekts darin, dass es zur Bekämpfung des Klimawandels beiträgt, und das zu einer Zeit, in der gefährdete Gemeinschaften die Auswirkungen der Umweltkrise am meisten zu spüren bekommen.

Artikel geschrieben von:
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Bob Koigi
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